
EU-Vorgabe zur Reduzierung des Verbrauchs von Plastiktüten
Sie gehören zum Bild unserer Supermärkte und gelten für viele Verbraucher als unverzichtbar bei der Bewältigung des täglichen Lebens: die Plastiktüten. In diesen Tagen werden sie Schritt für Schritt zum nostalgischen Museumsartikel.
Die obligatorische EU-Richtlinie über Verpackungen und Verpackungsabfälle (94/62/EG) sieht für Plastiktüten mit einer Stärke von weniger als 0,05 mm, also 50 Mikrometer (μm), nach Wahl des Mitgliedslandes verbindliche Reduktionsziele und/oder preisliche Vorgaben vor. Es besteht allerdings die Möglichkeit, Tüten mit einer Wandstärke von weniger als 0,015 mm von der Regelung auszunehmen. Tüten dieser Dicke kennen wir insbesondere von den Fleisch- oder Gemüsetheken in den Supermärkten.
In dieser Ausnahmemöglichkeit sieht die Deutsche Umwelthilfe in ihrer Zusammenfassung und Bewertung der Richtlinie eine Umgehungsmöglichkeit für die Mitgliedsländer der EU. Somit hängt ein wesentlicher Teil der Wirksamkeit der „EU-Plastiktüten-Richtlinie“ von der Konsequenz der Umsetzung in den Mitgliedsländern ab.
Die Niederlande hatten sich Anfang des Jahres zu einem Verbot der kostenlosen Tragehelfer entschlossen und tatsächlich die Leichtgewichte ausgenommen.
Dabei sind die Ziele der Richtlinie denkbar unambitioniert. In zwei Schritten soll bis 2025 (!) der Jahresverbrauch pro Kopf auf letztlich 40 Tüten sinken. In Irland liegt der Verbrauch bei gerade einmal 16 Tüten. Dort hat bereits eine Preisvorgabe schnell und intensiv gewirkt. Der Plastiktütenverbrauch sank um 90 % innerhalb eines Jahres. In Deutschland liegt der Verbrauch bei 76 Tüten, so dass hierzulande trotz einfacher und wirksamer Handlungsmöglichkeiten, auf Jahre überhaupt kein Handlungsanreiz besteht. Zudem erfolgt eine Berichterstattung der Staaten erst 6 1/2 Jahre später, also Mitte 2031! Hier hat der Plastiktüten-Lobbyist offensichtlich ganze Arbeit geleistet.
Frankreich verbannt die Plastiktüten und Plastik-Einwegverpackungen
Frankreich ging entschiedener zu Werke. Dort sind alle Plastiktüten < 50 Mikrometer seit dem 1. Juli 2016 verboten. Im Januar 2017 gilt dies sogar auch für Plastik-Einwegverpackungen, wie z. B. Gemüse-Umverpackungen.
Standards für „Bio-Plastik“
Frankreich setzt in Anlehnung an die diesbezüglichen Vorgaben der „EU-Plastiktüten-Richtlinie“ auch Standards für abbaubare Plastik-Verpackungen in Kraft. Sie müssen an der Luft bei einer Temperatur von 26 Grad Celsius innerhalb von 6 Monaten zerfallen. Leider gibt es keine Vorgaben für den Zerfall unter den Bedingungen des Meeres, also unter Luftabschluss und wesentlich kälterer Umgebungstemperatur.